Entwurf, Projekt und Realisierung, inkl. Termin- und Kostenkontrolle, 2025

Sanierung Bauernhaus mit Teilersatz Wohnteil

In Zusammenarbeit mit Rolf Jäggi Architektur GmbH & schaerholzbau ag, Fotografie: Sandro Scherrer

Bei der Liegenschaft handelt es sich um ein Bauernhaus mit Baujahr 1785 und somit um eines der ältesten Gebäude im Ort. Zur Gebäudegruppe gehören auch ein Holzspycher mit Baujahr 1810, eine neuzeitliche Doppelgarage sowie diverse kleinere Nebenbauten. Der Spycher ist als schützenswert im Inventar der kantonalen Denkmalpflege eingetragen und bildet zusammen mit den benachbarten Bauernhäusern ein landschaftlich reizvoll gelegenes Ensemble bäuerlicher Architektur des 18. Jahrhunderts.

Das Bauernhaus selbst ist zwar nicht geschützt, kann aus bauhistorischer Sicht aber dennoch als bedeutend eingestuft werden. Aus diesem Grund wurde die Substanz vor Baubeginn durch die Kantonsarchäologie untersucht. Die Ergebnisse zeigten, dass Reste eines Hochstudhauses vorhanden sind, die ursprüngliche Struktur jedoch aber vermutlich im 19. Jahrhundert stark verändert wurde. Während im Wohnteil einige Elemente wie Riegwände, Balken oder Täferverkleidungen aus dieser Umbau- bzw. Erweiterungsphase erhalten sind, wurde die Dachkonstruktion im Scheunenteil später ersetzt.

Das Gebäude bestand im Originalzustand aus einen Wohn- und Ökonomieteil, wovon der Wohnteil teilweise unterkellert ist. Der Ökonomieteil bestand aus Tenn, Stall, Futtertenn und Remise, durch grosse Vordächer befanden sich auf beiden Seiten gedeckte Vorplätze. Die Bauherrschaft konnte die Liegenschaft in der Landwirtschaftszone samt grosszügigem Umschwung käuflich erwerben und beabsichtigte einen umfassenden Umbau. Das ursprüngliche Konzept sah eine komplette Entkernung und Sanierung innerhalb der bestehenden Gebäudehülle inklusive zusätzlicher Unterkellerung und Ausbau des Ökonomieteils vor. Nach eingehender Beurteilung der Bausubstanz und unter Berücksichtigung der Baukosten, hatte man sich jedoch für einen Ersatzneubau des Wohnteils entschieden.

In einem ersten Schritt wurde das Gebäude von Schadstoffen befreit, anschliessend wurde der Wohnteil bis auf die Grundmauern abgebrochen, der Gewölbekeller wurde mittels Unterfangungen erhalten. Originale Bauteile und Verkleidungen wurden vorab vorsichtig demontiert und für den späteren Innenausbau gelagert. Trotz Ersatzneubau war auch das Ziel, die Fassade möglichst originalgetreu zu erhalten. Hierzu wurde die bestehende Riegkonstruktion sorgfältig zurück gebaut, nummeriert, gebürstet und aufgeschnitten, nach dem Aufrichten wurden sämtliche Teile behutsam wieder montiert.

Die neue Holzelementkonstruktion erlaubte eine rationelle Bauweise und eine den heutigen Anforderungen entsprechende Gebäudehülle. Während die Fassadeneinteilung erhalten blieb, wurden die Geschosshöhen im Innern den aktuellen Bedürfnissen angepasst. Durch den Ausbau vom Dachgeschoss erstreckt sich die Wohnfläche neu über drei Geschosse, ausserdem wurde ein Teil der Fläche im Tenn dem Wohnen zugeordnet. Die maximal mögliche Erweiterung innerhalb des bestehenden Gebäudevolumens konnte so nahezu vollständig ausgenutzt werden. Im ehemaligen Ökonomieteil wurden die Räume für Haustechnik, Hauswirtschaft und Lager, sowie eine Hobbywerkstatt eingerichtet.

Der Grundriss ist mehrheitlich offen, mit fliessenden Räumen gestaltet, welche die räumliche Wahrnehmung des Volumens verstärken. Das mittlere Geschoss mit Galerie schafft Freiraum und erlaubt spannende Sichtbezüge nach oben und unten. Die Schlafzimmer und Nasszellen sind geschlossene Räume mit entsprechender Privatsphäre. Als Kontrast zur historischen Fassade ist der Innenausbau mit hochwertigen Materialien und präzisen Schreinerarbeiten modern umgesetzt. Gipswände, Textildecken, fugenlose Wand- und Bodenbeläge, sowie Holz in verschiedenen Facetten sorgen für wechselnde Oberflächen und schaffen eine angenehm warme Atmosphäre. Mit Bezug zur historischen Bausubstanz wurden einzelne alte Elemente als Deko oder Blickfang verwendet und damit an die Geschichte des Hauses erinnern. Die Gestaltung der Innenräume erfolgte in enger Zusammenarbeit mit dem Innenarchitekten Rolf Jäggi.

Alle Haustechnikanlagen wurden gesamtheitlich saniert respektive neu gebaut. Die Wärmeerzeugung und Warmwasseraufbereitung erfolgt mittels einer Erdwärmesonde welche eine Bohrung mit einer Tiefe von etwa 200 Meter erforderte. Die auf dem Dach installierte PV-Anlage leistet einen durchschnittlichen Jahresenergieertrag von rund 6’000 kWh, wovon durchschnittlich die Hälfte als Eigenverbrauch genutzt werden kann. Das Beleuchtungskonzept mit LED-Leuchten wurde ebenfalls vom Innenarchitekten erarbeitet. Eine einfache Wohnungslüftung sorgt dankkonstant frischer Luftzufuhr für mehr Komfort. Die Elektroinstallationen werden durch ein Smarthome-System unterstützt und erlauben so eine intelligente Steuerung der Apparate und Beleuchtung. Ein Cheminée mit offenem Feuer im Wohnraum kann in der Übergangszeit unterstützend für angenehme Wärme sorgen.