Entwurf, Planung und Bauleitung, 2021

Ausbau Bauernhaus, Thörigen

Gebäude im Inventar der Denkmalpflege, Fotografie: P'INC AG, Matthias Schneider

Der Ursprung des Gebäudes datiert aus dem späten 18. Jahrhundert. Das Gebäude mit der ehemals 3-achsigen Front wurde 1875 zum Bauerhaus um- und ausgebaut. Das Schutzobjekt befindet sich trotz zentraler Lage in der Ortsmitte in der Landwirtschaftszone und ist als erhaltenswert (K-Objekt) eingestuft. Die gesetzlichen Rahmenbedingungen liessen eine massvolle Erweiterung innerhalb des bestehenden Volumens zu.

Das Gesamtkonzept sieht einen Ausbau in mehreren Etappen vor. Im Sinne der Siedlungsentwicklung und Verdichtung nach innen, gilt der Schwerpunkt der Schaffung von zusätzlichem Wohnraum im bestehenden Volumen. Im Endausbau bietet das Gebäude Platz für drei unabhängige Wohneinheiten. Dabei sollen das äussere Erscheinungsbild wie auch die bestehenden inneren Strukturen weitgehend erhalten bleiben.

In einen ersten Schritt erfolgte der Ausbau vom einstigen Oekonomieteil mit Stall und Tenn. Die gut erhaltene historische Bausubstanz wurde dabei weitgehend belassen und nur wo nötig saniert oder ergänzt. Der Einbau der neuen Wohneinheit erfolgte nahezu gänzlich in Holzbauweise nach dem Haus-im-Haus-Prinzip. Der Abbund vom Konstruktionsholz erfolgte im Werk, die Montage als klassische Zimmerarbeit vor Ort. Böden und Wände sind dabei als Hohlkasten- respektive Rahmenelemente konstruiert, die Decken wurden mit sichtbaren Massivholzdielen erstellt.

Die Erschliessung der neuen Wohneinheit erfolgt im Erdgeschoss über die Tennachse, deren Erhaltung von zentraler Bedeutung war. Auf dem Niveau der ehemaligen Heubühne verteilen sich die Wohnräume nahezu über die gesamte Fläche des Oekonomieteils. Der Grundriss ist mehrheitlich offen, mit fliessenden Räumen gestaltet, welche spannende Sichtbezüge erlauben und die räumliche Wahrnehmung verstärken. Zusätzlich gibt es aber auch geschlossene Zimmer mit Privatsphäre. Mit einzelnen Stufen und unterschiedlichen Raumhöhen wurden die Räume zusätzlich strukturiert, wobei sich die Höhenlage durch das Auflager auf den bestehenden Mauerkronen ergeben hatte.

Der Innenausbau wird durch eine adäquate Materialisierung geprägt, welche den Rohstoff Holz in verschiedenen Formen und Farben zum Ausdruck bringt. Der wild verlegte Massivholzboden aus Esche schafft mit seiner einzigartigen Aesthetik eine warme Atmosphäre. Die Behandlung mit Naturöl veredelt die Oberfläche und belebt den individuellen Holzcharakter zusätzlich. Die Fensterrahmen, die Wände aus Dreischichtplatten sowie die Massivholzdecken bestehen aus Fichtenholz und wurden weitgehend sichtbar gelassen. Schränke und Einbaumöbel wurden mit MDF- und Dreischichtplatten, deren Oberfläche ebenfalls mit Parkettöl behandelt wurde, hergestellt. Das Farbkonzept ist bewusst zurückhaltend, als Kontrast zum Holz wurden jedoch einzelne Wände wie auch die Nasszellen mit einer bestimmten Farbe akzentuiert.

Die hinterlüftete Fassade des neuen Volumens wurde mit zementgebundenen Spanplatten verkleidet. Die alten Mauern und Holzkonstruktionen bilden dabei einen angenehmen Kontrast und harmonieren ideal mit dem neuen Baukörper. Zur Belichtung der neuen Räume durften die Zwischenräume der Gimwand geöffnet und im Vordachbereich Glasziegel eingebaut werden.

Generell hatte der Einsatz von nachhaltigen und ökologisch unbedenklichen Stoffen wie Holz aus einheimischen Wäldern, Wärmedämmung aus Recyclingglas oder mineralischen Farben hatte einen hohen Stellenwert. Letztendlich ist der Einsatz dieser Materialien auch bauphysikalisch von Vorteil, so hat unter anderem die Regulierung der Feuchtigkeit eine positive Auswirkung auf das Raumklima.